Was ist eine Fundamentverstärkung?

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Eine Fundamentverstärkung ist die Stabilisierung des Fundaments von einem Gebäude oder einer Struktur. Ein Fundament kann durch zusätzliche Materialien verstärkt werden wie eine Stahlarmierung oder Mikrobohrpfähle. Auch die Dicke des Fundaments kann erhöht werden.

Stahlbeton verbessert vor allem die Fähigkeit des Fundaments, Zugkräfte aufzunehmen – wenn beispielsweise der Boden abdriftet. Mikrobohrpfähle können das Fundament verstärken, wenn sich der Boden setzt und Teile eines Gebäudes dadurch Risse bekommen. Die Ursachen für die Bodensetzung können verlegte Sickergruben sein, undichte Drainagen oder Baumwurzeln.

Mikropfähle sind ideal für Situationen mit erschwertem Zugang. Der Pfahl wird neben dem Gebäude in den Boden „eingeschraubt“, bis das vorher festgelegte Drehmoment erreicht ist. Dann wird eine Konsole montiert und so die Lasten von dem Gebäude auf den Pfahl übertragen. Die Mikrostäbe werden auch zur Fels- und Böschungssicherung eingesetzt oder als Einzelfundamente für komplexe Anlagen. Müssen hohe Lasten in den Baugrund abgetragen werden, können sie mit Durchmessern von 1,75 m bis zu 18 m tief in den Boden gebohrt werden.

Wo kommt eine Fundamentverstärkung zum Einsatz?

Eine Verstärkung des Fundaments ist notwendig, wenn Stabilität und Tragfähigkeit erhöht werden müssen. Entweder reicht das Fundament nicht aus, um das Gewicht des Gebäudes zu tragen. Oder es treten unerwartete große, seitliche Belastungen auf wie Bodensenkungen, Erdbeben oder Stürme. Fundamentbeton kann durch Stahlstäbe oder Fasern verbessert und/oder die Dicke erhöht werden.

Wohnhaus

Ob eine Verstärkung des Fundaments notwendig ist, hängt vom Umfang der geplanten Arbeiten am Wohnhaus ab. Ein Dachgeschoss wird in der Regel vom Zimmermann mit ausgebaut, die Arbeiten werden nicht massiv gemacht.  Bei der Aufstockung hingegen kommt ein Geschoss dazu. Hier muss unbedingt ein Statiker oder Bauingenieur prüfen, was das Gebäude und das Fundament tragen können.

Oft wird bei Wohnhäusern das Fundament nach unten erweitert, um die Raumhöhe des Kellers zu verändern. Der Keller wird tiefer gegraben, so dass man darin aufrecht stehen kann. Dann kann der Keller als Wohn-, Hobby- oder Sportraum genutzt werden. Bei kleineren Kellern wird beispielsweise 50 cm tiefer gegraben werden als das zukünftige Bodenniveau. Als tragende, nicht verrottende Sauberkeitsschicht kann beispielsweise kapillarbrechender Kies eingearbeitet werden. Dieser Kies verhindert die kapillare Weiterleitung von Feuchtigkeit oder Grundwasser. Die Schicht muss etwa 15 cm dick, der Kies muss sehr sauber und nicht zu fein sein. Eine kapillarbrechende Schicht ist nur sinnvoll, wenn später an der Außenseite der Mauer auch mit Kies aufgefüllt oder eine Drainage installiert wird.

Auf die Sauberkeitsschicht kommt Beton. Erdfeuchter Beton hat weniger Schwund durch Wasserverlust, natürlich kann man Beton auch gießen. Durch Stahlprofile wird der Beton noch widerstandsfähiger. Das Fundament muss zum Schluss sehr kompakt und stabil sein.

Gartenhaus

Ein kleines Gartenhaus – kein Freizeithaus in einem Schrebergarten – benötigt normalerweise kein besonderes Fundament. Diese kleinen Häuser aus Holz oder Kunststoff sind nicht schwer. Sie müssen auf ebenen Grund platziert werden, dann gibt es keine Probleme. Verstärkungen des Fundaments sind teuer und aufwendig – sinkt das Gartenhäuschen ein, würde man es eher an anderer Stelle neu aufstellen.

Natürlich ist ein gutes, tragfähiges Fundament wichtig für die Sicherheit und Haltbarkeit des Gartenhauses. Streifen- oder Punktfundament Beton- oder Gehwegplatten sind beispielsweise möglich. Beim Aufbau der Unterkonstruktion können Granulat-Pads aus Gummi als Feuchtigkeitssperre oder zum Ausgleich von Unebenheiten verwendet werden. Die Pads schützen vor aufsteigender Nässe und vermeiden Verwitterung oder Fäule.

Wirtschaftsgebäude

Wirtschaftsgebäude sind Gebäude, die nicht bewohnt, sondern für Wirtschaftszwecke verwendet werden. Das können Ställe sein, Gebäude für den Fuhrpark oder Vorratsspeicher. Wirtschaftsgebäude benötigen in der Regel keine Arbeiten am Fundament, weil eine Aufstockung geplant ist, sondern weil sich die Gebäude senken. Hier würde sich die Frage stellen, ob Fundamentarbeiten wirtschaftlich rentabel sind. Sie sind kostspielig, andere Alternativen können sinnvoller sein.

Bei denkmalgeschützten Gebäuden wie einer alten Backsteinfabrik, kann eine Fassadenverstärkung notwendig sein, um die einzigartige Fassade zu erhalten, In einem Fall sollte vor die Backsteinwände eine neue Fachwerkkonstruktion errichtet werden. Hierzu wurden Fußboden und Estrich entfernt und Sockelfundamente ausgehoben. In die Fundamente kam eine Stahlbewehrung. dann wurde der Beton gegossen.

Wann ist eine Fundamentverstärkung notwendig?

Das Fundament muss verbessert werden, wenn es nicht stark genug ist, um das Gewicht des Gebäudes zu tragen. Die Verstärkung kann geplant sein, wenn das Haus beispielsweise aufgestockt wird. Oder sie wird notwendig, weil das Gebäude unvorhergesehenen Belastungen oder Kräften ausgesetzt ist. Der Baugrund kann zu weich sein, unerwartet Hohlräume aufweisen oder ähnliches.

Ein spektakuläres Beispiel für Fundamentarbeiten ist die Stadthalle in Greifswald. Das Fundament von 1915 ist nicht für die schweren Lasten einer Untertunnelung und massiver Stahlträger ausgelegt. So eine außergewöhnliche Arbeit wird von Statikern berechnet und von einer Spezialfirma umgesetzt.

Das Prinzip ist das Gleiche wie bei jeder anderen Fundamentverstärkung. Das alte Fundament muss kraftschlüssig unterfüttert werden. Bei so einem großen Fundament muss der Beton mit hohem Druck unter das bereits existierende Fundament gepresst werden. Das neue Fundament kann bis zu 30% mehr Gewicht tragen.

Nutzungsänderungen

Eine Nutzungsänderung kann ein klassischer Fall für eine Fundamentverstärkung sein. Ein Wohngebäude wird in ein Geschäftsgebäude umgewandelt oder umgekehrt. Ehemalige Bahnhofshallen werden zu Praxen oder Restaurants umfunktioniert oder der Bungalow zu einem mehrstöckigen Gebäude ausgebaut.

Anbau

Wenn Sie an das Bestandshaus einen Anbau setzen, brauchen Sie ein neues Fundament, keine Verstärkung des alten. Die Mikrobohrpfähle eignen sich auch für Anbauten. Sie werden vertikal in den Boden geschraubt, dort wo die Außenmauern stehen werden. Für Aufstockung und Anbau ist immer eine Baugenehmigung notwendig.

Aufstocken eines Gebäudes

Wenn Sie Ihr Haus aufstocken, müssen Sie als Erstes prüfen, ob der Bestand die Aufstockung tragen kann. Das bezieht sich nicht nur auf die Statik – das Fundament, – sondern auch auf das Gebäude selbst. Ist die oberste Geschossdecke tragfähig oder müssen Sie eine Deckenertüchtigung einziehen?

Bei modernen Häusern wird bereits in der Planungsphase die nächste Nutzungsphase überlegt. Ein Bungalow beispielsweise kann statisch so geplant werden, dass später problemlos aufgestockt werden kann.

Der Baugrund

Für ein Einfamilienhaus oder ein größeres Bauwerk ist eine Baugrunduntersuchung empfehlenswert, denn das Baugrundrisiko liegt bei den Bauherren. Ein Baugrundgutachter sagt Ihnen, ob der Boden stabil genug ist für das Gebäude. Er stellt fest, ob der Untergrund kiesig ist, lehmig oder sogar torfig. Letzteres ist – genau wie Holzreste – problematisch. Das Material kann sich zersetzen und kleine Hohlräume bilden. Dann sinkt das Haus unregelmäßig ein. Auch die Grundwasserstände sind wichtig im Hinblick auf Konstruktion und Abdichtung.

Die Baugrundverstärkung

Eine Baugrundverstärkung ist eine weitere Möglichkeit, Gebäude zu sichern und zu stabilisieren. Beispielsweise lassen kiesige Unterspülungen im Untergrund oder eine kleine Moorlinse die Bodenplatte allmählich absinken. Stufenförmig verlaufende Risse in den Wänden sprechen für eine differenzielle (ungleichmäßige) Setzung.

Eine technologisch anspruchsvolle Baugrundverstärkung erfolgt mittels gezielter Injektion von sogenannten Expansionsharzen. Durch Mikropfähle wird das Harz auf mehreren Ebenen in den Baugrund eingebracht.  Das Harz dringt- in flüssigem Zustand – in die vorhandenen Hohlräume ein, füllt sie auf und härtet aus. Je nach Bedarf kann der Baugrund punktuell oder auf der ganzen Länge des Fundaments verstärkt werden.  Vor diesen Sanierungsmaßnahmen lokalisiert und analysiert ein Geologe vor Ort die abgesackten Bereiche.

Fazit

Eine Fundamentverstärkung gelingt, wenn sie gründlich vorbereitet und fachgerecht ausgeführt wird. Vor jeder Verstärkung des Fundaments sollte der Untergrund geprüft werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Verstärkung. Durch Stahl kann das Fundament widerstandsfähiger gegen Zugkräfte gemacht werden. Mikropfähle können die Bodenplatte stabilisieren.

 

Durch eine entsprechende Unterfütterung kann das bestehende Fundament größere Lasten tragen. Jede Fundamentverstärkung muss gegen Grundwasser und Feuchtigkeit geschützt werden. Ein solides Fundament ist eine sinnvolle Investition. Das Fundament bildet – im wahrsten Sinne des Wortes – die Basis für den Werterhalt Ihres Hauses.